M. SAVIGNY (1831-1905), Landungsplatz an der Nordsee bei Cuxhaven, 1862,

1.320,00 

Freda Sophie Karoline Marie von Savigny, geborene Gräfin von Arnim (1831 Boitzenburg – 1905) ist uns als Gattin des preußischen Gesandten und Mitbegründers der Zentrumspartei, Karl Friedrich von Savigny (1814-1875) bekannt. Als solche begleitete sie Ihren Mann auf diplomatische Reisen und musste selbst zahlreiche repräsentative Pflichten übernehmen und an gesellschaftlichen Anlässen teilnehmen. In ihren überlieferten Briefen aus dem Privatbesitz der Familie kann man von der hohen Belastung der jungen Frau lesen, die darüber hinaus die drei gemeinsamen Kinder großzog. 1 Ihr Interesse für die Kultur drückte sich in häufigen Theaterbesuchen aus sowie der Anstellung eines Zeichenlehrers, einem nicht näher bekannten Düsseldorfer Maler. Der romantische Blick auf Naturlandschaften mit nur behutsamem Eingriff durch moderne Siedlungen lässt den Einfluss der Düsseldorfer Malerschule zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf Marie von Savigny erkennen. Ihre Landschaften, die von Helgoland über das Rheintal, das Ahrtal, Baden und die Schweiz bis Norditalien reichen, zeichnen sich durch pittoreske Aussichten sowie die Hervorhebung markanter natürlicher Formationen aus und tragen nur selten Figurenstaffage. Die besondere Wirkung ihrer Aquarelle wird durch die leuchtende Farbigkeit hervorgerufen, die sie durch die bevorzugte Verwendung von Blau- und Grüntönen sowie geschickte Licht- und Dunsteffekte in der Atmosphäre bildet. Selbst ihren monochrom angelegten Aquarellen vermag sie eine innere Leuchtkraft zu verleihen. In ihren Zeichnungen gelingt dies durch die gezielte Verwischung dunkler Bereiche und die Höhung heller Bereiche in Weiß. Trotz der nicht wenigen repräsentativen Pflichten, die Marie von Savigny als Frau des Diplomaten Karl Friedrich von Savigny wahrnehmen musste, und der hohen Belastung häufiger Reisen und Ortswechsel, hatte sie doch die für ihre Zeit ungewöhnliche Möglichkeit als Künstlerin ferne Landstriche zu entdecken und im Bild festzuhalten. In ihrem künstlerischen Nachlass lässt sich eine landschaftliche Vielfalt entdecken, die ihresgleichen sucht. 
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1Markus Raasch (Hrsg.): Adeligkeit, Katholizismus, Mythos. Neue Perspektiven auf die Adelsgeschichte der Moderne (Elitenwandel in der Moderne, 15), München 2014, S. 120ff.

 
Mit Blick auf die offene Weite der Nordsee zeigt Marie von Savigny hier den Blick einer Anlegestelle bei Cuxhaven, bezeichnet mit Landungsplatz. An der Kante einer Wiesenfläche teilt ein kleiner umwundener Zaun die Landfläche vom dahinter befindlichen Meer. Eine große Winde, die offenbar zur Bergung eines Wagens gedacht ist, verspricht eine steile Böschung, die an dieser Anlegestelle vorherrscht. Vermutlich soll mittels dieses Karrens die Ladung kleinerer Schiffe gelöscht werden.Die Zeichnung beeindruckt nicht nur durch die klare horizontale Gliederung in Himmel, Meer und Landfläche sondern auch durch die nur angedeuteten Segelschiffe am Horizont. Auf den ersten Blick weit und leer, sollte die Nordsee in einer ersten Idee der Künstlerin auch von großen Segelschiffen befahren werden. Sich im Zeichnen offenbar umentscheidend, wurden die Wasserfahrzeuge jedoch großteils ausradiert bzw. nicht weiter ausgeführt und sind daher nur schemenhaft zu sehen.

Beschreibung

Marie von Savigny (1831 Boitzenburg – 1905 ), Landungsplatz an der Nordsee bei Cuxhaven, 1862, Aquarell

  • Technik: Aquarell über Bleistift auf Papier
  • Bezeichnung: links unten in Bleistift bezeichnet und datiert: “Cuxhafen, Landungsplatz, d. 15 August 62”
  • Datierung: 1862
  • Beschreibung: Freda Sophie Karoline Marie von Savigny, geborene Gräfin von Arnim (1831 Boitzenburg – 1905) ist uns als Gattin des preußischen Gesandten und Mitbegründers der Zentrumspartei, Karl Friedrich von Savigny (1814-1875) bekannt. Als solche begleitete sie Ihren Mann auf diplomatische Reisen und musste selbst zahlreiche repräsentative Pflichten übernehmen und an gesellschaftlichen Anlässen teilnehmen. In ihren überlieferten Briefen aus dem Privatbesitz der Familie kann man von der hohen Belastung der jungen Frau lesen, die darüber hinaus die drei gemeinsamen Kinder großzog. 1

     

    Ihr Interesse für die Kultur drückte sich in häufigen Theaterbesuchen aus sowie der Anstellung eines Zeichenlehrers, einem nicht näher bekannten Düsseldorfer Maler. Der romantische Blick auf Naturlandschaften mit nur behutsamem Eingriff durch moderne Siedlungen lässt den Einfluss der Düsseldorfer Malerschule zur Mitte des 19. Jahrhunderts auf Marie von Savigny erkennen. Ihre Landschaften, die von Helgoland über das Rheintal, das Ahrtal, Baden und die Schweiz bis Norditalien reichen, zeichnen sich durch pittoreske Aussichten sowie die Hervorhebung markanter natürlicher Formationen aus und tragen nur selten Figurenstaffage. Die besondere Wirkung ihrer Aquarelle wird durch die leuchtende Farbigkeit hervorgerufen, die sie durch die bevorzugte Verwendung von Blau- und Grüntönen sowie geschickte Licht- und Dunsteffekte in der Atmosphäre bildet. Selbst ihren monochrom angelegten Aquarellen vermag sie eine innere Leuchtkraft zu verleihen. In ihren Zeichnungen gelingt dies durch die gezielte Verwischung dunkler Bereiche und die Höhung heller Bereiche in Weiß.

     

    Trotz der nicht wenigen repräsentativen Pflichten, die Marie von Savigny als Frau des Diplomaten Karl Friedrich von Savigny wahrnehmen musste, und der hohen Belastung häufiger Reisen und Ortswechsel, hatte sie doch die für ihre Zeit ungewöhnliche Möglichkeit als Künstlerin ferne Landstriche zu entdecken und im Bild festzuhalten. In ihrem künstlerischen Nachlass lässt sich eine landschaftliche Vielfalt entdecken, die ihresgleichen sucht.

     

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    1Markus Raasch (Hrsg.): Adeligkeit, Katholizismus, Mythos. Neue Perspektiven auf die Adelsgeschichte der Moderne (Elitenwandel in der Moderne, 15), München 2014, S. 120ff.

     

    Mit Blick auf die offene Weite der Nordsee zeigt Marie von Savigny hier den Blick einer Anlegestelle bei Cuxhaven, bezeichnet mit Landungsplatz. An der Kante einer Wiesenfläche teilt ein kleiner umwundener Zaun die Landfläche vom dahinter befindlichen Meer. Eine große Winde, die offenbar zur Bergung eines Wagens gedacht ist, verspricht eine steile Böschung, die an dieser Anlegestelle vorherrscht. Vermutlich soll mittels dieses Karrens die Ladung kleinerer Schiffe gelöscht werden.

    Die Zeichnung beeindruckt nicht nur durch die klare horizontale Gliederung in Himmel, Meer und Landfläche sondern auch durch die nur angedeuteten Segelschiffe am Horizont. Auf den ersten Blick weit und leer, sollte die Nordsee in einer ersten Idee der Künstlerin auch von großen Segelschiffen befahren werden. Sich im Zeichnen offenbar umentscheidend, wurden die Wasserfahrzeuge jedoch großteils ausradiert bzw. nicht weiter ausgeführt und sind daher nur schemenhaft zu sehen.

  • Schlagworte: Deutschland, Norddeutschland, Cuxhafen, Nordsee, Meer, Anleger, Schiffe, Landschaft, Seefahrt, Italien, Moderne, 1850-1899
  • Größe: 23,4 cm x 27,7 cm
  • Zustand: Guter Zustand. Auf dem gesamten Blatt sind helle, punktförmige Flecken zu sehen. Stellenweise sind Stockflecken zu erkennen.

 



 

English Version:

 

Marie von Savigny (1831 Boitzenburg – 1905 ), Landing site on the North Sea near Cuxhaven, 1862, Watercolor

  • Technique: Watercolor over Pencil on Paper
  • Inscription: Inscribed and dated in pencil lower left: “Cuxhafen, Landungsplatz, d. 15 August 62”.
  • Date: 1862
  • Description: Freda Sophie Karoline Marie von Savigny, née Countess von Arnim (1831 Boitzenburg – 1905) is known to us as the wife of the Prussian envoy and co-founder of the Centre Party, Karl Friedrich von Savigny (1814-1875). As such, she accompanied her husband on diplomatic trips and had to take on numerous representative duties and attend social events herself. In her surviving letters from the family’s private collection, one can read about the heavy burden on the young woman, who also raised their three children. 1

     

    Her interest in culture was expressed in frequent visits to the theatre as well as the employment of a drawing teacher, an unknown Düsseldorf painter. The romantic view of natural landscapes with only cautious intervention by modern settlements reveals the influence of the Düsseldorf school of painting on Marie von Savigny in the mid-19th century. Her landscapes, which range from Helgoland to the Rhine valley, the Ahr valley, Baden and Switzerland to northern Italy, are characterised by picturesque views and the accentuation of striking natural formations and only rarely feature figurative staffage. The special effect of her watercolours is evoked by the luminous colours she creates through the preferred use of blue and green tones as well as skilful light and dark effects in the atmosphere. She is even able to lend an inner luminosity to her monochrome watercolours. In her drawings, this is achieved through the deliberate blurring of dark areas and the heightening of light areas in white.

     

    Despite the not insignificant number of representative duties that Marie von Savigny had to perform as the wife of the diplomat Karl Friedrich von Savigny, and the heavy burden of frequent travels and changes of location, she nevertheless had the opportunity, unusual for her time, as an artist to discover distant regions and capture them in pictures. Her artistic legacy reveals a diversity of landscapes that is unparalleled.

     

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    1Markus Raasch (ed.): Adeligkeit, Katholizismus, Mythos. Neue Perspektiven auf die Adelsgeschichte der Moderne (Elitenwandel in der Moderne, 15), Munich 2014, pp. 120ff.

     

    Looking out over the open expanse of the North Sea, Marie von Savigny here shows the view of a landing stage near Cuxhaven, marked Landungsplatz. At the edge of a meadow area, a small wreathed fence divides the land area from the sea behind. A large winch, obviously intended for the recovery of a cart, promises a steep slope, which prevails at this landing place. Presumably the cargo of smaller ships is to be unloaded by means of this cart.

    The drawing impresses not only with its clear horizontal division into sky, sea and land area but also with the sailing ships on the horizon, which are only hinted at. At first sight wide and empty, the artist’s initial idea was that the North Sea should also be sailed by large sailing ships. Apparently changing her mind in the drawing, however, the watercrafts were largely erased or not further developed and are therefore only visible in shadowy form.

  • Keywords: Germany, North Germany, Cuxhafen, North Sea, Sea, Pier, Ships, 19th century, Modern, Landscapes, Italy,
  • Size: 23,4 cm x 27,7 cm (9,2 x 10,9 in)
  • Condition: Good condition. Light, dot-shaped stains are visible on the entire sheet. Foxing can be seen in places.