A. GRAFF (1736-1813), Auf dem Lande, um 1801, Klassizismus Architektur

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Im heutigen Verständnis erscheint Anton Graff als Inbegriff des begnadeten Porträtisten am Wendepunkt von Klassizismus und Romantik. Doch besonders in Dresden, wo Graff seit seiner Übersiedlung 1766 und der Ernennung zum Professor für Porträtmalerei im Jahre 1788 maßgeblich wirkte, beschäftigte er sich mit der Landschaftsmalerei und wirkte so auch auf die jungen Künstler der sächsischen Landschaftsschule. Philipp Otto Runge, der, 1801 nach Dresden kommend, engen Anschluß an Graff fand, berichtete: “gestern bei dem alten Graff gewesen, er malte soeben eine Landschaft” und auch Elisa von der Recke erkundigte sich am 5. November 1801: “Malen Sie, edler Freund, recht fleißig Landschaften?”. Auch wenn Graff Kontakt zu Adrian Zingg und Conrad Gessner hatte und sich dem romantischen Reiz der Landschaft, besonders im Plauenschen Grund, nicht verschloß, so scheint er doch erst um 1800 begonnen zu haben, sich auch zeichnerisch und malerisch mit der Natur auseinanderzusetzen. Berckenhagens umfassendes Werkverzeichnis nennt 98 Landschaftszeichnungen Graffs, die aus dem Nachlaß seines Sohnes stammten, darunter auch eine Darstellung des Inneren eines Stalles mit Durchblick auf einen Hof. Entstanden vermutlich um 1801 in Blasewitz reiht es sich in die Gruppe der spontanen “Erlebnis-Niederschriften” ein. Unser hier vorgestelltes Blatt zeigt eben jenen Stall, lediglich der Blickwinkel ist leicht verschoben. Das Interesse gilt nicht dem Ausblick aus dem Tor, sondern der Struktur des Innenraumes mit der Bretterwand und den Heuraufen. Unser Blatt ist vermutlich die erste klärende Skizze, die Graff für sich von dieser Situation geschaffen hat. Mit schnellen, groben Strichen hält er den unmittelbaren Eindruck des in schummrigem Lichte liegenden Stalles fest. Die vorliegende Arbeit stammt aus der berühmten Sammlung Graffscher Zeichnungen, die 1914 bei C. G. Boerner in Leipzig versteigert wurde, maßgeblich zusammengetragen aus dem Nachlaß des Sohnes. Unter Katalognummer 64 ist das bei Berckenhagen verzeichnete Blatt aufgeführt und unter Nummer 65 das unsrige.

Beschreibung

Anton Graff (1736 Winterthur – 1813 Dresden), Auf dem Lande, um 1801, Kohle

  • Technik: Kohle auf Papier
  • Provenienz:
  • Bezeichnung: Verso von fremder Hand bezeichnet: “Anton Graff”.
  • Datierung: um 1801
  • Beschreibung: Im heutigen Verständnis erscheint Anton Graff als Inbegriff des begnadeten Porträtisten am Wendepunkt von Klassizismus und Romantik. Doch besonders in Dresden, wo Graff seit seiner Übersiedlung 1766 und der Ernennung zum Professor für Porträtmalerei im Jahre 1788 maßgeblich wirkte, beschäftigte er sich mit der Landschaftsmalerei und wirkte so auch auf die jungen Künstler der sächsischen Landschaftsschule. Philipp Otto Runge, der, 1801 nach Dresden kommend, engen Anschluß an Graff fand, berichtete: “gestern bei dem alten Graff gewesen, er malte soeben eine Landschaft” und auch Elisa von der Recke erkundigte sich am 5. November 1801: “Malen Sie, edler Freund, recht fleißig Landschaften?”. Auch wenn Graff Kontakt zu Adrian Zingg und Conrad Gessner hatte und sich dem romantischen Reiz der Landschaft, besonders im Plauenschen Grund, nicht verschloß, so scheint er doch erst um 1800 begonnen zu haben, sich auch zeichnerisch und malerisch mit der Natur auseinanderzusetzen. Berckenhagens umfassendes Werkverzeichnis nennt 98 Landschaftszeichnungen Graffs, die aus dem Nachlaß seines Sohnes stammten, darunter auch eine Darstellung des Inneren eines Stalles mit Durchblick auf einen Hof. Entstanden vermutlich um 1801 in Blasewitz reiht es sich in die Gruppe der spontanen “Erlebnis-Niederschriften” ein. Unser hier vorgestelltes Blatt zeigt eben jenen Stall, lediglich der Blickwinkel ist leicht verschoben. Das Interesse gilt nicht dem Ausblick aus dem Tor, sondern der Struktur des Innenraumes mit der Bretterwand und den Heuraufen. Unser Blatt ist vermutlich die erste klärende Skizze, die Graff für sich von dieser Situation geschaffen hat. Mit schnellen, groben Strichen hält er den unmittelbaren Eindruck des in schummrigem Lichte liegenden Stalles fest. Die vorliegende Arbeit stammt aus der berühmten Sammlung Graffscher Zeichnungen, die 1914 bei C. G. Boerner in Leipzig versteigert wurde, maßgeblich zusammengetragen aus dem Nachlaß des Sohnes. Unter Katalognummer 64 ist das bei Berckenhagen verzeichnete Blatt aufgeführt und unter Nummer 65 das unsrige.
  • Schlagworte: Deutschland, Stall, Bauernhof, Zeichnung, Kohle, Tür, Raufe, Fenster, Raum, Architektur, Genre, Deutschland, Klassizismus, 1800-1849
  • Größe: 22,1 cm x 24,9 cm
  • Zustand: Guter Zustand. Ganz leichter Mittelknick.

 



 

English Version:

 

Anton Graff (1736 Winterthur – 1813 Dresden), In the countryside, c. 1801, Charcoal

  • Technique: Charcoal on Paper
  • Provenance:
  • Inscription: Verso inscribed by another person: “Anton Graff”.
  • Date: c. 1801
  • Description: In today’s understanding, Anton Graff appears as the epitome of the gifted portraitist at the turning point of Classicism and Romanticism. But it was particularly in Dresden, where Graff had been decisively active since he moved there in 1766 and was appointed professor of portrait painting in 1788, that he occupied himself with landscape painting and thus also had an influence on the young artists of the Saxon landscape school. Philipp Otto Runge, who came to Dresden in 1801 and found close contact with Graff, reported: “yesterday I was with old Graff, he has just painted a landscape” and Elisa von der Recke also enquired on 5 November 1801: “Are you, noble friend, painting landscapes quite diligently? Even though Graff had contact with Adrian Zingg and Conrad Gessner and was not closed to the romantic charm of the landscape, especially in the Plauenschen Grund, he seems to have begun to deal with nature in drawings and paintings only around 1800. Berckenhagen’s comprehensive catalogue raisonné lists 98 landscape drawings by Graff that came from his son’s estate, including a depiction of the interior of a stable with a view of a farm. Probably created around 1801 in Blasewitz, it belongs to the group of spontaneous “Erlebnis-Niederschriften”. The picture we are presenting here shows the same stable, only the angle of view has been slightly shifted. The interest is not in the view from the gate, but in the structure of the interior with the boarded wall and the hayracks. Our sheet is probably the first clarifying sketch Graff made of this situation. With quick, rough strokes he captures the immediate impression of the stable lying in dim light. The present work comes from the famous collection of Graff drawings that was auctioned by C. G. Boerner in Leipzig in 1914, largely compiled from the estate of his son. The sheet listed by Berckenhagen is listed under catalogue number 64 and ours under number 65.
  • Keywords: Germany, stable, farm, drawing, coal, door, rack, window, room, 19th century, Classicism, Architecture, Germany,
  • Size: 22,1 cm x 24,9 cm (8,7 x 9,8 in)
  • Condition: Good condition. Very slight centre crease.