J. MECHAU (1745-1808), Die wilde und die liebliche Seite der Natur, um 1780,

960,00 

Mächtige Felsen türmen sich säulenartig übereinander und gipfeln in
einer zerzausten Tanne. Auf halber Höhe neigen sich zwei Baumstümpfe
nach links. Unter ihnen ziehen beschattete Gesteinsbrocken den Blick auf
sich. In der Bildmitte ergießt sich hinter dem Felsgrat hervor ein kräftiger
Wasserfall in einen Fluss, wo drei Fischer am vorderen Ufer ein Netz einziehen.
Am jenseitigen Ufer steht im Mittelgrund auf einem Wiesenplateau
ein Wanderer bei einem Reiter. Am rechten Bildrand schließlich ist
ein italienisch anmutendes Gebäude zu erkennen, hinter dem sich ein
schwach angedeutetes Gebirge hinzieht.
Die Zeichnung lebt vor allem von den differenzierten Helligkeitsstufen
des Sepiabraun, mit dem die Binnenflächen innerhalb der Konturen dünnflüssig
laviert sind. Nur an wenigen Stellen zur Bezeichnung von Gräsern,
Zweigen oder Figuren ist der Pinselstrich erkennbar. Mit der Tanne,
den Steinen im Uferschatten und den Anglern unterbrechen nur vier
dunklere Stellen das zarte Hellbraun der Darstellung.
Die relativ glatte Ausführung beruhigt den lebhaften Eindruck wieder,
den der Wasserfall hervorruft. Solche Kaskaden an einem Felsabhang
sowie aufstrebende oder diagonale Kompositionslinien, raue Felsen und
Nadelbäume gehören seit der niederländischen Kunst des 17. Jahrhundert
zum Repertoire der Landschaftsmaler, wenn sie die ungezügelte, wilde
Seite der Natur darstellten. Vor allem Jacob van Ruisdael und Allaert van
Everdingen wurden als Vorbilder für diesen Typus herangezogen. Im vorliegenden
Blatt werden diese Motive einer eher unwirtlichen nördlichen
Gegend mit der heiteren südlichen Landschaft kombiniert, wie sich rechts
im Hintergrund mit der Gegend im hellen Sonnenlicht zeigt.
Gegensätzliche Aspekte der Natur in einem Werk einander gegenüberzustellen,
war eine Vorliebe des 18. Jahrhunderts. Speziell seit der Mitte des
Jahrhunderts wurde in der Literatur, aber auch in der Parkgestaltung, der
Musik und eben der Bildenden Kunst das Verhältnis des Menschen zur
natürlichen Umwelt und ihre Wirkung auf sein Gefühl immer wieder aufs
Neue thematisiert. Die Staffage, bestehend aus den ihre Netze einholenden
Fischer, ist dagegen ein Motiv, das speziell in sächsischen Landschaftsansichten
immer wieder im Vordergrund erscheint; zum Beispiel
auch bei Adrian Zingg. Das Blatt könnte durchaus ein Werk eines sächsischen
Landschaftsmalers sein. Aus motivischer und stilistischer Sicht
kommt als Künstler der aus Leipzig stammende Jakob Wilhelm Mechau
in Frage: Von ihm gibt es unter anderem im Dresdner Kupferstich-
Kabinett eine Reihe von Zeichnungen, die verwandte Landschaftsräume
im Hochformat zeigen.

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Beschreibung

Jakob Wilhelm Mechau (1745 Leipzig – 1808 Dresden), Die wilde und die liebliche Seite der Natur, um 1780, Aquarell

  • Technik: Aquarell auf Büttenpapier
  • Datierung: um 1780
  • Beschreibung: Mächtige Felsen türmen sich säulenartig übereinander und gipfeln in
    einer zerzausten Tanne. Auf halber Höhe neigen sich zwei Baumstümpfe
    nach links. Unter ihnen ziehen beschattete Gesteinsbrocken den Blick auf
    sich. In der Bildmitte ergießt sich hinter dem Felsgrat hervor ein kräftiger
    Wasserfall in einen Fluss, wo drei Fischer am vorderen Ufer ein Netz einziehen.
    Am jenseitigen Ufer steht im Mittelgrund auf einem Wiesenplateau
    ein Wanderer bei einem Reiter. Am rechten Bildrand schließlich ist
    ein italienisch anmutendes Gebäude zu erkennen, hinter dem sich ein
    schwach angedeutetes Gebirge hinzieht.
    Die Zeichnung lebt vor allem von den differenzierten Helligkeitsstufen
    des Sepiabraun, mit dem die Binnenflächen innerhalb der Konturen dünnflüssig
    laviert sind. Nur an wenigen Stellen zur Bezeichnung von Gräsern,
    Zweigen oder Figuren ist der Pinselstrich erkennbar. Mit der Tanne,
    den Steinen im Uferschatten und den Anglern unterbrechen nur vier
    dunklere Stellen das zarte Hellbraun der Darstellung.
    Die relativ glatte Ausführung beruhigt den lebhaften Eindruck wieder,
    den der Wasserfall hervorruft. Solche Kaskaden an einem Felsabhang
    sowie aufstrebende oder diagonale Kompositionslinien, raue Felsen und
    Nadelbäume gehören seit der niederländischen Kunst des 17. Jahrhundert
    zum Repertoire der Landschaftsmaler, wenn sie die ungezügelte, wilde
    Seite der Natur darstellten. Vor allem Jacob van Ruisdael und Allaert van
    Everdingen wurden als Vorbilder für diesen Typus herangezogen. Im vorliegenden
    Blatt werden diese Motive einer eher unwirtlichen nördlichen
    Gegend mit der heiteren südlichen Landschaft kombiniert, wie sich rechts
    im Hintergrund mit der Gegend im hellen Sonnenlicht zeigt.
    Gegensätzliche Aspekte der Natur in einem Werk einander gegenüberzustellen,
    war eine Vorliebe des 18. Jahrhunderts. Speziell seit der Mitte des
    Jahrhunderts wurde in der Literatur, aber auch in der Parkgestaltung, der
    Musik und eben der Bildenden Kunst das Verhältnis des Menschen zur
    natürlichen Umwelt und ihre Wirkung auf sein Gefühl immer wieder aufs
    Neue thematisiert. Die Staffage, bestehend aus den ihre Netze einholenden
    Fischer, ist dagegen ein Motiv, das speziell in sächsischen Landschaftsansichten
    immer wieder im Vordergrund erscheint; zum Beispiel
    auch bei Adrian Zingg. Das Blatt könnte durchaus ein Werk eines sächsischen
    Landschaftsmalers sein. Aus motivischer und stilistischer Sicht
    kommt als Künstler der aus Leipzig stammende Jakob Wilhelm Mechau
    in Frage: Von ihm gibt es unter anderem im Dresdner Kupferstich-
    Kabinett eine Reihe von Zeichnungen, die verwandte Landschaftsräume
    im Hochformat zeigen.
  • Verso: Landschaftsstudie
  • Schlagworte: Landschaft,Felsen, Wald, Landschaft, Deutschland, Romantik, 1750-1799
  • Größe: 41,9 cm x 34,8 cm
  • Zustand: Guter Zustand. Linker Rand alt angestückt, im oberen und unteren linken Bereich einige wenige retuschierte Flecken.

 



 

English Version:

 

Jakob Wilhelm Mechau (1745 Leipzig – 1808 Dresden), The wild and the lovely side of nature, c. 1780, Watercolor

  • Technique: Watercolor on
  • Date: c. 1780
  • Description: Mighty rocks tower over each other like columns and culminate in a dishevelled fir tree.
    a dishevelled fir tree. Halfway up, two tree stumps lean to the left.
    to the left. Beneath them, shaded boulders draw the eye.
    the viewer’s gaze. In the centre of the picture, a powerful waterfall pours out from behind the rocky ridge into a river.
    In the centre of the picture, a powerful waterfall pours out from behind the rocky ridge into a river, where three fishermen are pulling in a net on the front bank.
    On the far bank, in the middle distance, on a meadow plateau
    a hiker with a rider. Finally, at the right edge of the picture
    an Italianate building can be seen, behind which a mountain range is
    behind which a mountain range is faintly hinted at.
    The drawing lives above all from the differentiated levels of brightness
    of sepia brown, which is used to thinly wash the inner areas within the contours.
    are washed in a thin wash. Only in a few places is the brush used to indicate grasses, twigs or figures,
    branches or figures, the brushstroke is discernible. With the fir tree,
    the stones in the shadow of the bank and the anglers, only four darker
    darker areas interrupt the delicate light brown of the depiction.
    The relatively smooth finish calms the lively impression created by the waterfall,
    of the waterfall. Such cascades on a rocky slope
    as well as ascending or diagonal lines of composition, rough rocks and coniferous
    conifers have been part of the repertoire of landscape painters since 17th century
    repertoire of landscape painters since 17th century Dutch art, when they depicted the unbridled
    wild side of nature. Above all Jacob van Ruisdael and Allaert van
    Everdingen were used as models for this type. In the present
    motifs of a rather inhospitable northern region with the
    with the cheerful southern landscape, as can be seen in the background on the right.
    in the background with the area in bright sunlight.
    Juxtaposing opposing aspects of nature in one work,
    was a preference of the 18th century. Especially since the middle of the
    literature, but also in park design, music and the visual arts.
    the relationship of man to the natural environment and its effect on his feelings.
    natural environment and its effect on his feelings has been the subject of
    anew time and again. The staffage, consisting of fishermen hauling in their nets, on the other hand
    nets, is a motif that appears again and again in the foreground, especially in Saxon landscape views.
    in the foreground, especially in Saxon landscape views; for example
    also in Adrian Zingg’s work. The picture could well be the work of a Saxon landscape painter.
    landscape painter. From a motivic and stylistic point of view
    Jakob Wilhelm Mechau, who came from Leipzig, is a possible artist.
    Leipzig: there are a number of drawings by him in the Dresden Kupferstich-
    of drawings by him in the Dresden Kupferstich Kabinett, among others.
    in portrait format.
  • Verso: Landscape study
  • Keywords: Landscape,Rocks, Forest, 18th century, Romanticism, Landscapes, Germany,
  • Size: 41,9 cm x 34,8 cm (16,5 x 13,7 in)
  • Condition: Good condition. Left margin old mounted, in the upper and lower left area a few retouched spots.