G. PRIMAVESI (*1774), Der Gesprengte Turm auf dem Heidelberger Schloss,

700,00 

Vermutlich 1797 verließ der Architekt Peter Speeth Frankfurt und zog nach Heidelberg. Hier entstanden 1803 detailliert ausgearbeitete Vorzeichnungen, die, vom Kupferstecher Georg Primavesi in den Druck überführt, 1806 unter dem Titel “Ansichten des Heidelberger Schlosses” erschienen. Besonders in den Motiven der Keller und Gewölbe offenbart sich der starke Einfluss Giovanni Battista Piranesis, dessen Carceri 1745 in der ersten Auflage erschienen waren. Von Rom aus prägten Piranesis architektonische Capriccios eine ganze Architektengeneration. Er verbreitete Elemente der ägyptischen und der römisch-antiken Baukunst, arbeitete mit Versatzstücken, vereinfachte und monumentalisierte die Form, erhob die Architekturzeichnung zur autonomen Kunstform und führte „die klassische architektonische Elementargrammatik ad absurdum“. Speeths Vorliebe für Piranesi manifestierte sich deutlich sowohl in seinen Entwürfen als auch in seinen Ausführungen. Aber auch die zahlreichen Darstellungen aus der Villa des Maecenas in Tivoli, wie sie zum Beispiel in der 1798 erschiene-nen Serie Mahlerisch radirte Prospecte von Italien mit Werken von Johann Christian Reinhart, Jakob Wilhelm Mechau und Albert Christoph Dies enthalten sind, dürften für Speeth eine Inspiration gewesen sein. So lebt in den überfluteten Gewölben des Heidelberger Schlosses ein Anklang an die römische Antike wieder auf, der den Ruinen ein zeitloses Gepräge verleiht. Georg Primavesi gelang es in der Radierung die sanften Lichteinfälle der Vorlagen ins Effektvolle zu steigern und so eine Intensivierung der dunklen Steinformationen zu erreichen, die nun, bühnenartig ausgeleuchtet, eine besondere Stimmung evozieren. Der hier gezeigte Pulverturm, auch Krautturm oder Gesprengter Turm genannt, zeigt auf imposante Weise die zerstörerische Sprengkraft von Schießpulver, das französische Soldaten 1693 im Pfälzer Erbfolgekrieg in diesem massiven Befestigungswerk zündeten. Friedlich vor diesem Zeugnis der französischen Zerstörungswut, die in diesem Krieg die gesamte Pfalz heimgesucht hatte, sitzen zwei Bauern beim Musizieren.

Beschreibung

Georg Primavesi (1774 Heidelberg – 1855 Kassel), Der Gesprengte Turm auf dem Heidelberger Schloss, Ruine eines Befestigungsturmes, 19. Jahrhundert, Lithographie

  • Technik: Lithographie auf Papier
  • Bezeichnung: Unterhalb der Darstellung in der Druckplatte signiert: “G. Primavesi del. et sculp.”, darunter zweisprachig bezeichnet: “Der gesprengte Thurm auf dem Heidelberger Schlosse | Ruine de la Tour au Chateau de Heidelberg.”
  • Datierung: 19. Jahrhundert
  • Beschreibung: Vermutlich 1797 verließ der Architekt Peter Speeth Frankfurt und zog nach Heidelberg. Hier entstanden 1803 detailliert ausgearbeitete Vorzeichnungen, die, vom Kupferstecher Georg Primavesi in den Druck überführt, 1806 unter dem Titel “Ansichten des Heidelberger Schlosses” erschienen. Besonders in den Motiven der Keller und Gewölbe offenbart sich der starke Einfluss Giovanni Battista Piranesis, dessen Carceri 1745 in der ersten Auflage erschienen waren. Von Rom aus prägten Piranesis architektonische Capriccios eine ganze Architektengeneration. Er verbreitete Elemente der ägyptischen und der römisch-antiken Baukunst, arbeitete mit Versatzstücken, vereinfachte und monumentalisierte die Form, erhob die Architekturzeichnung zur autonomen Kunstform und führte „die klassische architektonische Elementargrammatik ad absurdum“. Speeths Vorliebe für Piranesi manifestierte sich deutlich sowohl in seinen Entwürfen als auch in seinen Ausführungen. Aber auch die zahlreichen Darstellungen aus der Villa des Maecenas in Tivoli, wie sie zum Beispiel in der 1798 erschiene-nen Serie Mahlerisch radirte Prospecte von Italien mit Werken von Johann Christian Reinhart, Jakob Wilhelm Mechau und Albert Christoph Dies enthalten sind, dürften für Speeth eine Inspiration gewesen sein. So lebt in den überfluteten Gewölben des Heidelberger Schlosses ein Anklang an die römische Antike wieder auf, der den Ruinen ein zeitloses Gepräge verleiht. Georg Primavesi gelang es in der Radierung die sanften Lichteinfälle der Vorlagen ins Effektvolle zu steigern und so eine Intensivierung der dunklen Steinformationen zu erreichen, die nun, bühnenartig ausgeleuchtet, eine besondere Stimmung evozieren. Der hier gezeigte Pulverturm, auch Krautturm oder Gesprengter Turm genannt, zeigt auf imposante Weise die zerstörerische Sprengkraft von Schießpulver, das französische Soldaten 1693 im Pfälzer Erbfolgekrieg in diesem massiven Befestigungswerk zündeten. Friedlich vor diesem Zeugnis der französischen Zerstörungswut, die in diesem Krieg die gesamte Pfalz heimgesucht hatte, sitzen zwei Bauern beim Musizieren.
  • Schlagworte: Burg, Schloss, Ruine, Romantik, Pfälzer Erbfolgekrieg, Franzosen, Zerstörung, Landschaft, Architektur, Deutschland, Romantik, 1800-1849
  • Größe: 41,8 cm x 56,0 cm, Druckplatte: 35,9 cm x 46,0 cm, Darstellung: 29,2 cm x 41,7 cm
  • Zustand: Sehr guter Zustand. Leicht stockfleckig und entlang der Ränder blass verfärbt. Entlang der Kanten sind leichte Beschädigungen in Form von Knickspuren feststellbar. Die rechte untere Blattecke ist geringfügig abgerissen. Links unten befindet sich ein Einstich.

 



 

English Version:

 

Georg Primavesi (1774 Heidelberg – 1855 Kassel), The Blasted Tower at Heidelberg Castle, Ruin of a Fortification Tower, 19th century, Lithography

  • Technique: Lithography on Paper
  • Date: 19th century
  • Size: 41,8 cm x 56,0 cm (16,5 x 22 in), Plate: 35,9 cm x 46,0 cm (14,1 x 18,1 in), Depiction: 29,2 cm x 41,7 cm (11,5 x 16,4 in)
  • Condition: Very good condition. Slightly foxed and pale discoloured along the margins. Slight damage in the form of crease marks along the edges. The lower right corner of the sheet is slightly torn. There is a puncture at the lower left.

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